hintergrund
Wer, wie, was, warum?
selbstorganisiert, gemeinschaftlich, nachhaltig
Gemeinschaftliche Wohnkulturen setzen sich auf kreative wie pragmatische Weise mit den aktuellen Entwicklungen des urbanen Umfelds auseinander: Selbstorganisierte Wohnprojekte, Genossenschaften und seit einer Weile auch Baugemeinschaf- ten erproben und fördern neue Ansätze einer experimentellen als auch solidarischen Sozialstruktur, innovative Anwendungen von Umwelttechnologien, alternative Strategien des Umgangs mit Grund und Boden oder Beteiligungsmöglichkeiten an städtischen Entwicklungen.
Bedrohte Vielfalt?
Selbstbestimmte Wohnformen erfahren in europäischen Städten ein wachsendes Interesse, die dahinter stehenden Konzepte und Lebensentwürfe sind so zahlreich wie ihre Bewohner. Ökologisches Bewusstsein, ökonomische Unsicherheit, das Engagement für ein solidarisches und kulturell vielfältiges Zusammenleben im eigenen Haus oder im Kiez oder gar ein Neudenken gesellschaftlicher Systeme und Strukturen zählen zu den Beweggründen. Außergewöhnliche Projekte beeindrucken mit maßgeblichen Beiträgen zur Stadt- und Nachbarschaftsent- wicklung. Die Diversität der Wohnprojekte, die gerade in Berlin einzigartig ist, ist jedoch zunehmend durch Gentrifizierungs- prozesse und ökonomische Entwicklungen bedroht.
Wohnprojekte, Kiezinitiativen, Stadtgärten
2013 gehen die EXPERIMENTDAYS vor allem der Frage nach, wie nachhaltige Wohnformen, zukunftsfähige Stadtgärten und Kiezprojekte zur Nachbarschaftsentwicklung beitragen.
Die Umsetzung bezahlbaren Wohnens und kreativer wie alternativer Experimente in der Innenstadt werden schwieriger, die soziale Mischung der Kieze schwindet, gewachsene Strukturen und Frei- wie Grünflächen fallen neuen Nutzungsinteressen und steigenden Miet- bzw. Grundstückspreisen zum Opfer. An dieser Schnittstelle von Stadtentwicklung und Lebensraum wird das Private zum Öffentlich-politischen, beeinflussen persönliche Wohnformen gesellschaftliches Leben und städtische Kultur.
Selbstorganisierte Wohnprojekte und partizipative Grüninitiativen gestalten und schaffen sozial-kulturellen Raum. Neue Bauvorhaben stehen jedoch zunehmend in Konkurrenz um räumliche Ressourcen mit kleineren Projekten. Städtische Akteure diskutieren im Rahmen der EXPERIMENTDAYS Ansätze, wie sich gewachsene Strukturen mit neuen Planungen vereinbaren lassen und welche Bedeutung das städtische Grün für bezahlbare und attraktive Wohnkulturen hat.
Ein weiterer Fokus sind die geplanten Bauvorhaben und aktuelle Entwicklungen auf dem Tempelhofer Feld. Konzeptuelle Planungen und weitere Zukunftsvisionen werden vorgestellt und diskutiert. Was ist für die Bevölkerung akzeptabel und wünschenswert? Welche Rahmenbedingungen und Eigentumsverhältnisse müssten gegeben sein, um dort bezahlbares Wohnen für kleine und mittlere Einkommen, gegebenenfalls in Selbstorganisation zu ermöglichen? Welche Rolle kommt den Pionierprojekten zu und wie lassen sich bereits entwickelte Strukturen und Qualitäten in langfristige Planungen integrieren bzw. weiterentwickeln?
Neben der Genossenschaftskonferenz und der Projektbörse laden im experimentcity camp auf dem Tempelhofer Feld Workshops, Diskussionen, Präsentationen und gemeinschaftliche und künstlerische Aktionen die Besucher der EXPERIMENTDAYS dazu ein, sich am Programm zu beteiligen. Unter Anderem werden in Bauworkshops (Infra)Strukturen der Pionierprojekte auf- und weitergebaut, eine Sommerakademie der Arche Metropolis thematisiert das Thema Stadtentwicklung und Bürgerbeteiligung am Beispiel der Pionierprojekte. Der Stadtacker stellt sich mit einem Sommerfest zum Schwerpunkt Permakultur vor und der Allmende Kontor läd zum Essen und Kennenlernen ins grüne Gemeinschaftsparadies.
Exkursionen und Touren führen die gesamte Woche durch Stadt und Kiez: Zu entdecken gibt es das Flughafengebäude und mit dem Fahrrad die Tempelhofer Freiheit, außerdem den Schillerkiez und Gartenprojekte in der Stadt wie die Prinzessinnengärten und den Spreeacker.