Gegen die “Monowohnkultur”: Neue Ideen des Teilens im Stadthaus

Wohnerfarungen, -gewohnheiten und -bedürfnisse sind vielfältig: schon bei fünf verschiedenen Menschen finden sich Dutzende Wohnformen und Erlebnisse, die die Vorstellung des idealen Zuhause prägen. Gleichzeitig ist das Angebot, und der Diskurs um Wohnen in der Stadt, erstaunlich eintönig. Um diese Diskrepanz ging es in dem Diskussionsworkshop “Haus des alltäglichen Stadtlebens”, geleitet von Jürgen Breiter von Wedding Windows.

Um sich von festen Vorstellungen des Wohnens und der vermeintlichen Bedürfnisse zu lösen, muss man zuerst die Details und praktischen Realitäten des Alltagslebens erforschen – den Leuten sozusagen “auf den Zahn fühlen”, wie Jürgen Breiter es ausdrückt. Wie koche und esse ich in meiner Wohnung? Welche Werkzeuge besitze ich, und wie oft verwende ich sie? Dabei stellt sich oft heraus, dass nicht die eigentlichen Objekte entscheidend sind, sondern das Ziel, was damit getan und erreicht werden soll. Man braucht das Loch, nicht die Bohrmaschine. Diese Denkweise eröffnet neue Möglichkeiten; sie beinhaltet ein Hinterfragen der Konsumgesellschaft, aber auch der verbreiteten Trennung von privatem und öffentlichem Raum. Könnte man in das Konzept des Wohnens auch öffentliche und halb-öffentliche Räume einbeziehen – den Gehweg, eine Ladenfront als potentielle Orte des Wohnlebens betrachten?

Wieder teilen zu lernen ist dabei ein Kernthema. Geteilt werden können Gebrauchsgegenstände, aber auch Flächen, für die es dann neue Nutz- und Gestaltungsideen geben kann. Nicht alle dieser Ideen lassen sich ohne Weiteres realisieren, sollten aber in das stark architektonische Denken um nachhaltiges Wohnen einbezogen werden. Dabei ergeben sich eine ungeahnte Anzahl an neuen Möglichkeiten, die der Vielfältigkeit des tatsächlichen Wohnens näher kommen und ein Umdenken in Sachen urbanes Wohnen voranbringen können.